Essig ist weit mehr als nur ein simples Würzmittel. Er ist Säurelieferant, Aromaträger, Konservierungsmittel – und in nahezu jeder Küche zu finden. Doch Essig ist nicht gleich Essig. Die Auswahl reicht von mildem Apfelessig bis zu kräftigem Rotweinessig oder süßlichem Balsamico. Jede Sorte bringt ihren eigenen Charakter mit und eignet sich für ganz unterschiedliche Gerichte. In diesem Beitrag geht es darum, welche Essigsorten es gibt und wie sie sinnvoll in der Küche verwendet werden – von Salatdressings bis zu Marinaden und Saucen.
Was ist Essig eigentlich?
Essig entsteht durch Fermentation von Alkohol zu Essigsäure – meist mithilfe von Bakterien der Gattung Acetobacter. Als Grundlage dienen dabei alkoholhaltige Flüssigkeiten wie Wein, Apfelsaft, Bier oder auch Getreidealkohol. Das Resultat: ein säuerliches Würzmittel mit oft komplexem Aroma.
Die wichtigsten Essigsorten und ihre Verwendung
1. Apfelessig
Ein Allrounder mit fruchtig-milder Säure
- Geschmack: fruchtig, mild, leicht süßlich
- Säuregehalt: ca. 5 %
- Ideal für:
- Vinaigrettes für grüne Salate
- Marinaden für Geflügel
- Chutneys und Fruchtsaucen
- Besonderheit: beliebt in der Naturheilkunde & für Trinkkuren
2. Weißweinessig
Elegant, fein und dezent
- Geschmack: mild-säuerlich, zurückhaltend
- Säuregehalt: ca. 6 %
- Ideal für:
- Leichte Salatdressings
- Fischgerichte
- Helle Saucen (z. B. Béchamel)
- Tipp: Perfekt für feine Kräuterdressings mit Dill oder Estragon
3. Rotweinessig
Kräftig, aromatisch und vielseitig
- Geschmack: würzig, leicht herb, vollmundig
- Säuregehalt: ca. 6–7 %
- Ideal für:
- Dunkle Fleischmarinaden
- Rotkohl und Linsen
- Rustikale Salate (z. B. mit Speck oder Käse)
- Tipp: Besonders gut in Kombination mit Senf
4. Balsamico (Aceto Balsamico di Modena)
Süßlich und komplex – der italienische Klassiker
- Geschmack: süß-säuerlich, dickflüssig (je nach Reifung)
- Säuregehalt: ca. 5–6 %
- Ideal für:
- Caprese & Tomatensalate
- Reduktionen & Glasuren
- Obst (z. B. Erdbeeren, Feigen)
- Tipp: Reifer Balsamico (tradizionale) ist pur ein Genuss
5. Kräuteressig
Mit zusätzlichen Aromen – z. B. Estragon, Rosmarin, Knoblauch
- Geschmack: säuerlich mit Kräuternoten
- Säuregehalt: ca. 5 %
- Ideal für:
- Deftige Salate (z. B. Kartoffelsalat)
- Essiggurken oder pikantes Gemüse
- Kalte Platten und Dips
6. Reisessig (japanisch/chinesisch)
Sanft und mild – ideal für asiatische Gerichte
- Geschmack: mild, leicht süßlich
- Säuregehalt: ca. 4 %
- Ideal für:
- Sushi-Reis
- Asiatische Dressings und Dips
- Gemüse-Pickles (z. B. Gurken, Rettich)
- Hinweis: Unterschiede zwischen chinesischer und japanischer Variante beachten
7. Malt Vinegar (Malzessig)
Der britische Klassiker
- Geschmack: malzig, leicht rauchig
- Säuregehalt: ca. 5–6 %
- Ideal für:
- Fish and Chips
- Marinaden mit kräftigen Aromen
- Pikante Chutneys
- Tipp: Ungewöhnlich in der mitteleuropäischen Küche, aber sehr aromatisch
8. Essigessenz (25 %)
Extrem konzentriert – kein Würzessig!
- Achtung: Muss immer verdünnt werden!
- Verwendung:
- Konservierung (z. B. Gurken einlegen)
- Entkalken und Putzen
- Nur mit Vorsicht in der Küche einsetzen
- Tipp: 1 Teil Essigessenz + 4 Teile Wasser ergibt klassischen Haushaltsessig
Essig in der Küche richtig einsetzen
Tipps für die Anwendung:
- Immer sparsam dosieren, besonders bei kräftigen Sorten
- Mit Öl emulgieren, z. B. 1 Teil Essig auf 3 Teile Öl für Dressings
- Mit Süße ausgleichen: Honig, Agavendicksaft oder Früchte helfen bei der Balance
- Nicht kochen: Einige Essigsorten verlieren Aroma bei hoher Hitze
Essig selbst aromatisieren
Wer experimentieren möchte, kann Essig mit Kräutern, Beeren oder Gewürzen verfeinern:
- Rosmarin, Thymian oder Basilikum
- Knoblauchzehen, Pfefferkörner, Senfsamen
- Himbeeren, Zitronenschale, Ingwer
Einfach: Zutaten in eine saubere Flasche geben, mit hellem Essig aufgießen und 2–4 Wochen ziehen lassen.
Fazit
Die Welt der Essigsorten ist erstaunlich vielfältig – von fruchtig-mild bis intensiv und komplex. Wer die Unterschiede kennt, kann gezielt würzen, abschmecken und kreativ kombinieren. Ob für Salatdressings, Marinaden, asiatische Gerichte oder süß-pikante Akzente: Für jedes Gericht gibt es den passenden Essig. Und mit ein bisschen Experimentierfreude wird Essig zu einem echten Aromen-Booster in der Küche.